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Staffel 2 | Folge 4: Faktischer Halbglaube ist heiliges Wissen.

Verfasst: 27.03.2021, 07:39
von Milan Pešl
Ich glaube – Ich glaube nicht.
Ich glaube – Ich glaube nicht … Ja was denn nun?


Wir leben in einer materialistisch-egoistisch-narzistischen Welt. Klingt schrecklich, ist aber so. Aber Polemik beiseite: Fest steht, unser Alltag ist zu weiten Teilen geprägt von Terminen, Stress und schier zahllosen Reizen, die unaufhörlich auf uns einströmen und nicht selten betäuben. Inmitten dieses lauten Systems aus „Du musst dieses“ und „Du musst jenes“ erscheint der Glaube zunächst wie eine Insel der Ruhe und der inneren Einkehr. Er ist eine zunächst sehr persönliche, später dann auch ins Kollektiv auszuweitende Möglichkeit, sowohl mit der eigenen Seele als auch mit höheren Kräften jenseits des Irdischen in Kontakt zu treten. Im Angesicht Gottes kann ich einfach ich selbst sein. Und nach christlicher Lehre – denn um diese geht es in unserer Folge – werde ich geliebt, so wie ich bin, ohne wenn und aber. Doch selbst der Dialog zwischen mir und Gott ist häufig überschattet von institutionellen Verwaltungsapparaten, die auf eine Richtigkeit der Anwendung dieses Zwiegesprächs pochen – eine Art Gebrauchsanweisung für meinen Glauben. Die andere Seite ist gesäumt von Einflüsterern, die mir ihre Lebensmaxime des kultivierten Atheismus als Prinzip des logisch denkenden Menschen verkaufen wollen. Doch was hat mein Glaube denn mit Logik zu tun? Das Ich droht unter dieser Flut aus Fremdeinflüssen erneut zu verkümmern.
Also darf ich nun glauben oder nicht? Und wenn ja, was darf ich glauben? Und wie intensiv darf ich bitte glauben? Also wir glauben, darüber sollten wir sprechen.